Druck vom Datenschutz:

Psychiatriechef der Charité im Verzug

Wie viele Verstorbene waren es wirklich?

 

München/Berlin, 15.3.2007.

 
Das Büro des Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit hatte dem leitenden Psychiater des Akademischen Lehrkrankenhauses der Charité - Campus Benjamin Franklin - die Frist gesetzt, bis zum 9.  März 2007 dazu Stellung zu nehmen, warum er einem Menschenrechtsverein die Auskunft über die Zahl der Verstorbenen seiner Klinik und die Zahl der Patienten, die einer Elektroschockbehandlung unterzogen wurden, verweigert. Bis heute antwortete der Chef der Klinik, Prof. Dr. Kropp, jedoch nicht.

 

Der Verein Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V. (KVPM) hatte sich im Herbst letzten Jahres in einem Schreiben an die psychiatrischen Anstalten Berlins und Umgebung nach der Anzahl der verstorbenen Patienten der Psychiatrie sowie nach der Zahl der angewandten Elektroschockbehandlungen erkundigt. Konkret fragte der Verein nach der Zahl der verstorbenen Patienten nebst Todesursache seit 1975. Im selben Schreiben fordert die KVPM Auskunft über die Zahl der angewandten Elektroschockbehandlungen während des gleichen Zeitraums. Die KVPM beruft sich in ihrer Forderung ausdrücklich auf das Informationsfreiheitsgesetz von Berlin.

 

Sämtliche Anstalten hüllen sich bisher in Schweigen, bis auf Prof. Dr. med Kropp, Chefarzt des Akademischen Lehrkrankenhauses der Charité. Er verweigerte die Auskunft ausdrücklich, doch Bernd Trepping, Leiter der KVPM Deutschland e.V., legte beim Datenschutzbeauftragen der Stadt Beschwerde ein. Trepping sagt: "Die Zahl der Todesopfer durch psychiatrische Behandlung ist nur eines der viel gehüteten Geheimnisse von Psychiatern. Ich bin überzeugt, dass die Zerstörung von Leben, die durch die Verabreichung von Elektroschocks angerichtet wird, noch nicht einmal statistisch erfasst wird."
Der Datenschutz machte nach der Beschwerde Druck. Anja-Maria Gardian, Sachbearbeiterin für Informationsfreiheit, sagte am Telefon: "Die Anfrage der KVPM ist durchaus berechtigt, ich hatte die Psychiatrie zu einer Stellungnahme aufgefordert und ihr bis zum 9. März 2007 eine Frist gesetzt." Bis heute lassen die Psychodoktoren jedoch auf ihr Schreiben warten. Prof. Kropp war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Nach Auskunft seiner Sekretärin ist der diese Woche im Urlaub.

 

Die KVPM Deutschland e.V. zeigt in Berlin noch bis Sonntag in der Joachimstaler Str. 25 auf Stellwänden von über 100 qm Fläche und mit Hilfe von 14 Videodokumentationen eine Ausstellung über Fehlschläge, destruktive Einflüsse und menschenrechtsverletzende Praktiken der Psychiatrie.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.