Psychiater wegen Freiheitsberaubung verurteilt!

 

16.05.2006, München/Ludwigsburg.

Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Ludwigsburg, die für Mittwoch den 17. Mai 2006 gegen den Ludwigsburger Psychiater Markus K.* wegen Freiheitsberaubung einberaumt war, findet nicht statt. Das Gericht teilte Ende vergangener Woche mit, dass der betreffende Psychiater den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Stuttgart akzeptiert und die Strafe bezahlt hat.

 

Der niedergelassene Psychodoktor hatte im Juni vergangenen Jahres eine Schülerin, ihren Vater, zwei Sanitäter und zuletzt auch noch zwei Polizeibeamte in seiner Praxis eingeschlossen und sich geweigert, die Türen wieder zu öffnen. Erst als die Polizei damit drohte, Verstärkung anzufordern, um die Tür der Praxis aufzubrechen, ließ der Psychiater seine "Gefangenen" wieder frei. Der Fall hatte bundesweit in den Medien für Interesse gesorgt. Die Schülerin, ihr Vater und die Polizei Ludwigsburg hatten den Psychiater daraufhin wegen Freiheitsberaubung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart stellte im Januar 2006 Strafantrag, den der Psychiater zunächst nicht akzeptieren wollte, so dass für kommenden Mittwoch ein Verhandlungstermin vor dem Landgericht Ludwigsburg einberaumt wurde. Wie das Gericht vergangenen Freitag einem der Hauptzeugen mitteilte, hat Markus K. seine Strafe überraschend doch bezahlt und somit seiner Verurteilung ohne Verhandlung zugestimmt. Auf Anfrage der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V. (KVPM) nach der Höhe der Zahlung, die Markus K. dem Gericht überwiesen habe, stammelte der verstört wirkenden Psychodoktor vergangenen Freitag ins Telefon: "Ähm ... ähm ... was Sie machen ist Stalking. Wenn Sie mich weiter bei der Arbeit stören, dann werde ich Sie anzeigen," dann legte er den Hörer auf. Dabei ist zu anzumerken, dass es gerade mal der zweite Anruf war, der von der KVPM innerhalb von sieben Monaten bei Markus K. einging.

 

Bernd Trepping, Vorstand der KVPM Deutschland e.V.: "Im Jahre 2004 wurden bundesweit pro Tag durchschnittlich mehr als 470 Menschen gegen den Willen in eine Psychiatrie eingewiesen. Angesichts solcher Macht von Psychiatern und persönlichkeitszerstörenden Praktiken der Psychiatrie mit Elektroschocks und Psychodrogen, stellt sich die Frage, wer den Geisteszustand von Psychiatern wie Markus K. überprüft? Dieser Mann bleibt eine Gefahr für jeden Patienten."

Die KVPM hatte das sonderbare Verhalten des Ludwigsburger Psychiaters vor einigen Monaten der Ärztekammer gemeldet. Von dort gab es bislang noch keine Stellungnahme zu dem Fall.

 

Ein neues Büro der KVPM Zweigstelle in Stuttgart wurde letzte Woche fertig eingerichtet. "Beschwerden von Psychiatrieopfern aus Stuttgart und Umgebung werden von unseren ehrenamtlichen Helfern kostenlos dokumentiert und an Behörden und an die Ärztekammer weiter geleitet. In Ludwigsburg werden wir verstärkt mit Flugblättern auf unsere Hilfe aufmerksam machen, bis wir eine ausreichende Zahl von Fällen haben, um ein Berufsverbot für Markus K. zu fordern," so Trepping weiter.

 

* Name geändert, Aktenzeichen: 1CS 111 JS 7684 2-05

 

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.