Psychiatrie-Ausstellung "Tod statt Hilfe" Zweibrückenstraße 8, München (Am Isartor)

Verharmloste Nebenwirkungen

 

München 27. März 2016

Vor den oft unterschätzten Gefahren schädlicher Nebenwirkungen von Psychopharmaka hat die Fürther Ärztin Dr. Hedwig O. gewarnt. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Psychiatrie - Tod statt Hilfe" in München hat die auf Naturheilverfahren spezialisierte Allgemeinmedizinerin vor allem auf die ausufernde Verschreibung der Mode-Pille Ritalin an angeblich "hyperaktive" Kinder aufmerksam gemacht. Wenn sie Eltern erkläre, dass der darin enthaltene Wirkstoff Methylphenidat der Droge Kokain sehr ähnlich sei, fragten sich diese, wie ein Arzt dazu käme, so ein Mittel an eine heranwachsende Person zu verabreichen.

 

Werde Ritalin verhaltensauffälligen Kindern gegeben, "funktionierten" diese dann zwar, aber gemäß ihren jahrelangen Beobachtungen würden sie in einen zombieartigen, gefühlsarmen Zustand versetzt. Ihre Lebendigkeit werde abgeschnitten und sie könnten, wie man das auch von Drogen-Abhängigen kennt, nicht mehr zwischen gut und böse unterscheiden.

Außer bedenklichen Nebenwirkungen wie Wachstumsstörungen und Herzrasen wies Dr. O. in Zusammenhang mit Ritalin auf die hohe Suchtgefahr hin. Versuche man das Mittel wieder abzusetzen, könnten dramatische Entzugssymptome einsetzen, die von Schlafstörungen über schlimme Depressionen bis hin zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen reichten. Sie verlangte eine Untersuchung darüber, inwieweit die in den vergangenen Jahren stark zunehmenden Amokläufe überwiegend in den USA mit der parallel dazu verlaufenden Ausweitung der Verschreibung von Ritalin und "Glückspillen" wie Prozac an Kinder und Jugendliche zusammenhängt.

Die Alternativmedizinerin wies darauf hin, dass mit der bei Kindern immer häufiger gestellten Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) der Verkauf von Psychopharmaka in die Höhe getrieben wird. Der Erfinder der ADHS-Diagnose, der amerikanische Psychiater Leon Eisenberg, betrachtete diese später als "ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung", was er kurz vor seinem Ableben dem pharmakritischen deutschen Journalisten Jörg Blech gegenüber eingestand. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Februar 2012).

Um Psychopharmaka bei jungen Patienten abzusetzen und die dabei auftretenden Symptome abzumildern, verwendet Dr. O. in ihrer Praxis entgiftende Medikamente und Pflanzen wie Korianderkraut, Bärlauch und Olivenblätter. Das Absetzen vor allem von Ritalin dürfe nur schrittweise unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, warnte sie.

Weltweit werden Psychopharmaka schätzungsweise an 20 Millionen Kinder verabreicht. In Deutschland sind es momentan etwa 350 000. 

 

Ausstellung noch bis 4. April

Die Aufklärung über missbräuchliche Praktiken in der Psychiatrie ist das zentrale Anliegen des Vereins Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V. (kurz: KVPM) mit Hauptsitz in München. Die Ausstellung der KVPM in der Zweibrückenstraße 8 ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet und dauert noch bis 4. April.

Neben der Darstellung der von brutalen Behandlungsmethoden gezeichneten Geschichte der Psychiatrie finden Besucher auch Informationen, wie man sich vor psychiatrischen Übergriffen schützen kann.

Im Rahmen der Einführungsveranstaltung berichtete Alfred Deisenhofer über seine traumatischen Erfahrungen in der Psychiatrie München-Haar. Er wurde als Jugendlicher mit Elektroschocks traktiert und litt zeitlebens unter den Folgen. Er lobte die KVPM als eine engagierte Organisation, die als eine der ersten Gruppen bereits in den 1970er Jahren den Mut hatte, ein Tabu zu brechen und den Blick in die unmenschlichen Zustände der geschlossenen Psychiatrie zu richten.

Deisenhofer war Mitglied eines Arbeitskreises im NS-Dokumentationszentrum München, das vor einem Jahr eröffnet worden ist. Sein spezielles Interesse gilt der Entstehung des Holocaust mit seinen Wurzeln in der deutschen Psychiatrie. Die Verbrechen von Psychiatern in der NS-Zeit bilden eine eigenständige Sektion im NS-Dokumentationszentrum.

 

"Therapie" bis zum Tod

Als weitere Rednerin berichtete Kerstin Staub vom Tod ihrer Schwester Jenny im vergangenen Jahr - in Folge äußerst heftiger Nebenwirkungen von in der Psychiatrie verschriebenen Psychopharmka. Das herzzerreißende Schicksal dieses Opfers einer überheblichen Scheinwissenschaft machte jedem Zuhörer klar, dass das Thema der Ausstellung "Tod statt Hilfe" mehr als gerechtfertigt ist.

Jenny aus dem Osten Deutschlands war bereits im Jahr 1984 noch zu DDR-Zeiten in die Mühle der Psychiatrie geraten, weil sie angeblich "nicht schnell genug arbeitete". Ihr wurden in Unmengen Psychopharmaka verabreicht, bis zu 20 Tabletten pro Tag. Deren Nebenwirkungen machten ihr Leben zur Hölle. Panikanfälle, Bauchschmerzen, Sitzunruhe, aggressives Verhalten, Atemnot, Mundtrockenheit mit dauerndem Durst, unregelmäßiger Herzschlag, um nur ein paar zu nennen. Diese und noch viel mehr sind alle als Nebenwirkungen auf den Beipackzetteln der ihr verabreichten psychiatrischen Drogen aufgelistet. Dass die psychiatrischen Pillen eine geliebte Person regelrecht folterten und schließlich umbrachten, ließ die behandelnden Irrenärzte kalt. Nachdem Jenny letztes Jahr an den Folgen der "Therapie" verstorben war und ihr Vater sich aus Verzweiflung darüber, dass er seine Tochter nicht beschützen konnte, das Leben genommen hatte, erstatteten die Schwester und ihre Mutter Strafanzeige. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

 

Für den Inhalt verantwortlich & für weitere Informationen:

Bernd Trepping, Präsident KVPM Deutschland e.V.

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