Verbot gegen verhaltensmanipulierende psychiatrische Praktiken gefordert
München, den 23. 8. 1979
In einem Schreiben an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags, an das Bundesministerium für Familie, Jugend und Gesundheit und an alle Justizministerien des Bundes und der Länder, fordert die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." (Sitz München) ein gesetzliches Verbot aller psychochirurgischen Eingriffe, den Einsatz von Elektroschocks sowie die Einstellung aller Drogenexperimente an psychisch kranken Menschen.
Da in der Bundesrepublik durch jene verantwortungslosen Psychiatriepraktiken Geschädigte ihrer grundgesetzlich garantierten körperliche und geistigen Unversehrtheit beraubt werden, fordert die Kommission, dass durch eine gesetzliche Regelung des Psychiatriewesens die gegenwärtig viel diskutierten persönlichkeitsverändernden psychiatrischen Behandlungsmethoden zu stoppen sind.
Der Staatssekretär Hans-Georg Wolters vom Bonner Bundes-Gesundheitsministerium meinte kürzlich im Stern: "Vorerst ist kein Gesetz zu erwarten, das die Psychochirurgie reglementiert. Uns fehlen dazu die wissenschaftlichen Grundlagen."
So ist anderseits zu fragen, wie ist es denn trotz Fehlen dieser wissenschaftlichen Grundlagen erlaubt, einfach drauf loszuoperieren und Menschen geistig und körperlich zu verstümmeln. Herr Wolters schlägt sich mit seinen eigenen Waffen.
Der renommierte Sexualwissenschaftler Prof. Dr. med. Sigusch sieht daraus ernsthafte Konsequenzen: "Psychochirurgische Hirnoperationen sind Vernichtungstherapie. Sie setzen bleibende anatomische und geistig-seelische Defekte, hinter die kein Weg zurückführt. Sie beseitigen und verändern höchste geistige, emotionale und soziale Fähigkeiten des Menschen. Sie sind Eingriffe in die Integrität des Menschen, die in der Heilkunde ihresgleichen suchen."
Während in den Niederlanden nach Regierungsbeschluss persönlichkeitsverändernde Praktiken (Psychochirurgie, Elektroschock, Sterilisation und Kastration) gestoppt wurden, besteht in der BRD sogar die Gefahr einer Renaissance.
Der Kommission liegen mehrere Fälle vor, welche die Gefährlichkeit von Psychochirurgie beweisen: Der Elektriker Lothar P. wurde während einer langjährigen Anstaltsunterbringung zweimal einer Gehirnoperation (Stereotaxie) unterzogen, obwohl seine Eltern ihre Zustimmung dazu verweigert hatten. Das Resultat der Operation war niederschmetternd: Der Patient konnte sich an nichts mehr erinnern - er hatte sein Gedächtnis verloren, war unfähig die elementarsten Sachen selber zu verrichten und nach seiner Entlassung konnten seine Eltern ihm nur noch das Kartoffelschälen beibringen. Vor einem Jahr starb Lothar P. - er wurde durch die Psychochirurgie zugrunde gerichtet.
Ein anderes Opfer der verhaltensmanipulierenden Praktik der Psychiater wurde Bernd L., der kürzlich als Mörder eines 10-jährigen Jungen für Schlagzeilen sorgte.
An Hans-Joachim B. wurde im Dezember 1974 vom Psychochirurgen Prof. Dieter Müller eine stereotaktische Hirnoperation vorgenommen, nach welcher er sich seiner Handlungen nicht mehr bewusst war. Er hat nach dem Eingriff Kunstwerke berühmter Maler zerstört. Der Schaden wird auf 100 Millionen Mark geschätzt und ist nie wieder gutzumachen.
Angesichts der offensichtlichen Gefahren eines Missbrauchs der Psychochirurgie, des Elektroschocks und der vielen Risiken des medizinischen Drogenexperiments fordert die Kommission zuständige Ministerien dringend auf, dem Einsatz psychiatrischer Operationsmethoden und der Elektroschockbehandlung energisch entgegenzutreten. Wie die Geschichte des Dritten Reiches deutlich zeigt, können gesetzlich nicht exakt geregelte psychiatrische Praktiken und medizinische Experimente an Menschen verheerende Schäden nach sich ziehen und der willkürlichen Verhaltenskontrolle über tausende von Menschen Tür und Tor öffnen.
Die nachweislichen Misserfolge von Psychochirurgie und Elektroschockbehandlung machen unverkennbar deutlich, dass sozial Auffällige mit abnormem Verhalten, Kriminelle oder Suchtabhängige nicht einfach durch Ausbrennen oder Veröden gewisser Gehirnsubstanzen angepasst werden können.
Jene dunklen Praktiken der Psychiater stellen laut wissenschaftlichen Untersuchungen für die Persönlichkeit des Patienten sehr bedenkliche Gefahren dar, die meist als unerwünschte Manipulation des Verhaltens in Erscheinung treten. Schwachsinn, totaler Verfall der Persönlichkeit oder die Vertauschung einer Zwangsneurose mit einer anderen können die Folgen von Stereotaxie, Elektroschock und Drogenversuche sein.
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.