Wünsche von Psychiatriepatienten für das Jahr 1980
München, den 28. 12. 1979
Anlässlich des Jahreswechsels führten Mitglieder der Münchner "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." unter Patienten in der Universitätsnervenklinik und dem Bezirkskrankenhaus Haar eine Umfrage durch. Zweck der Umfrageaktion war es von den Klinikinsassen direkt zu erfahren, was sie sich am meisten für das Jahr 1980 wünschen. In den beiden größten Psychiatrieeinrichtungen im Münchner Raum fiel das Umfrageergebnis recht unterschiedlich aus.
In der Universitätsnervenklinik, wo 26 Patienten befragt wurden, wünschten sich 12 nichts sehnlicher, als ihre Gesundheit wiederzuerlangen. Vier hoffen auf eine baldige Entlassung und weitere vier Patienten äußerten als ihren größten Wunsch, keine Psychopharmaka mehr schlucken zu müssen. In Haar sehnten sich von 16 Befragten sechs nach einem Leben außerhalb der Anstalt. Dagegen zeigten fünf Klinikinsassen Anzeichen tiefer Resignation. Sie antworteten auf die Frage nach ihrem größten Wunsch für das Neue Jahr mit "nichts".
Der Rest der Patientenantworten verteilte sich in beiden Psychiatriekliniken auf Wünsche nach materiellen Verbesserungen und einer größeren Achtung ihrer Privatsphäre. So gab ein Patient in Haar als seinen größten Wunsch "zwei Mark" an. Ein Wunsch, dem ihm ein Kommissionsmitglied sofort erfüllen konnte. Kurz darauf kam der Klinikinsasse freudestrahlend mit einem Paket Zigarettentabak zurück. Dieser Patientenwunsch mag eigenartig erscheinen, dennoch stimmt er bedenklich. Er zeigt, dass gerade untergebrachten Patienten oft jegliches Recht zu Sein, zu Tun und zu Haben vorenthalten wird. Das Ergebnis der Umfrage verdeutlicht nach Auffassung der Kommission mehr oder weniger die Unfähigkeit der großen Psychiatrieinstitutionen, den individuellen Bedürfnissen der Patienten nachzukommen und sie als Persönlichkeit mit eigenen Rechten zu verstehen.
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.