Vorwürfe gegen das Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Werden Steuergelder für unsinnige Forschungsprojekte verschwendet?
München, den 1.12.1978
Den schweren Vorwurf einer Verschwendung von öffentlichen Mitteln durch unsinnige und für eine menschenwürdige Versorgung von psychisch Kranken nutzlose Forschungsprojekte hat die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." in München gegen das dortige "Max-Planck-Institut für Psychiatrie" erhoben.
Als ein besonders eklatantes Beispiel führt die Kommission kürzlich veröffentlichte "Lernstudien" an, in denen der Max-Planck-Psychiater Professor Papousek zu der umwerfenden Feststellung gelangte, "heute ist eindeutig geklärt, dass Neugeborene zu lernen vermögen". Derartige banale Aussagen zeigen die Notwendigkeit, Forschungsaufgaben, die ja nicht kostenlos erstellt werden, auf ihren Sinn oder Unsinn hin genauer zu überprüfen.
Eine andere Arbeit des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie - in der ein System der Kategorisierung von Patienten anhand einer "kurzen psychiatrischen Schätzskala" für den psychopathologischen Befund beschrieben wird - zeigt ebenfalls ein eigenartiges Vorgehen. In der "Schätzskala" gibt es verschiedene "Items" wie Antriebsminderung, Erregung, mangelnde Kooperation, affektive Abstumpfung und 14 ähnlich vage Begriffe, die entlang einer siebenfachen Abstufung zwischen Nichtvorhandensein und extrem stark beurteilt wurden. In jeweils 20minütigen Interviews wurde dabei die "Krankheit" von 62 Patienten nach der "Schätzskala" per Computer "berechnet". "Patienten würden sich aus einzelnen Itemwerten berechenbaren Formeln hinsichtlich ihrer mehr schizophrenen oder depressiven Symptomausprägung bzw. einer das Leben meisternden oder resignierenden Haltung einteilen lassen", hieß es in der Arbeit. Bei den Interviews wurden 3 Minuten zur Kontaktaufnahme mit den Patienten verwendet, ganze 10 bis 15 Minuten durften die Patienten frei erzählen, die restliche Zeit wurde für Fragen der Psychiater benutzt. Nach derartiger "Berechnung" bekamen die Patienten vier Wochen lang die Schwerstdrogen Haloperidol und Loxapin verabreicht. Anschließend wurde die Wertung mit der Schätzskala wiederholt, um die Veränderungen bei den einzelnen Items und den Effekt der Pharmakabehandlung festzustellen. Ein derartiges Experimentieren mit Hilfe suchenden Menschen ist nach Ansicht der Kommission besonders verwerflich, da hier Patienten für fragwürdige wissenschaftliche Spielereien missbraucht wurden.
Aber auch das Dogma der "Erbkrankheit", das im Dritten Reich insbesondere durch das Wirken des Rassenpsychiaters Ernst Rüdin eine so verhängnisvolle Rolle spielte, wird weiterhin von führenden Max-Planck-Psychiatern beharrlich in Untersuchungen vertreten. Darüber geben vor allem die Werke der Seelenärztin Zerbin-Rüdin Aufschluss, die damit in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist. Welchen Nutzeffekt diese intensive und finanziell aufwendige biologisch-psychiatrische Forschung für psychisch Kranke haben soll, war bisher nicht zu erkennen. Professor Paul Matussek, Leiter der Forschungsstelle für Psychotherapie in der Max-Planck-Gesellschaft beklagte sich jüngst bitter: "Die biologisch orientierte Richtung in der Psychiatrie bekommt das Zehnfache unseres Etats."
Um gegen die Verschwendung von Steuergeldern durch nutz- lose und zum Teil für die Patienten verhängnisvolle Forschungsarbeiten im Max-Planck-Institut für Psychiatrie vorzugehen, will die Kommission den Bundesrechnungshof und Parlamentarier detailliert über diese Vorgänge in- formieren, damit sie untersucht und abgestellt werden können.
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.