Zum ARD-Fernsehbericht von Michael Mrakitsch
"Reservate, das ist wie draußen, nur anders"
München, den 6. 12. 1977
Als einen bisher einmaligen und außerordentlich gelungenen Versuch hat die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." (München) die am Montagabend vom "ARD" ausgestrahlte Sendung "Drinnen ist es wie draußen, nur anders - Protokolle aus einer psychiatrischen Anstalt" begrüßt.
Nach Ansicht der Kommission liegt der besondere Verdienst des Autors Michael Mrakitsch darin, dass er erstmals psychisch kranke Patienten ihre hoffnungslose Anstaltssituation selbst darstellen ließ, was dem Film dokumentarischen Charakter verlieh.
Was die "Irrenhausprotokolle" überdeutlich zum Ausdruck brachten, war die Unzulänglichkeit des umstrittenen psychiatrischen Krankheitsbegriffes und die Gefährlichkeit der Pharmakabehandlung. Für den zum "Pharmamenschen" degradierten psychisch Kranken müssen - wie die Sendung eindeutig bewies - grundgesetzlich garantierte Rechte, wie beispielsweise freie Entfaltung der Persönlichkeit oder körperliche Unversehrtheit, zur Farce werden.
Eindringlich warnt die Kommission in diesem Zusammenhang vor zweifelhaften "Statistiken", die leider auch in diesem Filmbericht Eingang fanden, wonach über 10% der Bevölkerung oder jeder 3. Bundesbürger psychiatrischer Behandlung bedarf und somit potenzieller Anwärter für gefährliches chemisches Glück werden soll.
Dass diese Befürchtung nicht aus der Luft gegriffen ist, verdeutlicht die Aussage des Düsseldorfer Psychiaters Prof. Kurt Heinrich. Er meint: "Richtig angewendet, sind die modernen Psychopharmaka in der Lage, die Summe von Glück und Freiheit in der Welt zu vermehren". Nach dem Film von Montagabend kann man nur sagen: Gott verschone uns vor diesem üblen "Pharmaglück" und der "Freiheit", die daraus resultieren soll.
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.