Verteidigungstaktik der Frankfurter Psychiater zwar verwunderlich aber unwirksam

Psychiatriekommission bleibt beharrlich

 

Frankfurt, den 16. 2. 1977

 

Zum Versuch der Frankfurter Psychiater Bochnik und Pittrich durch Miss-Repräsentation unserer Gruppe von psychiatrischen Missständen abzulenken, nimmt die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. (München) wie folgt Stellung: Seit Monaten steht nun das Frankfurter "Zentrum der Psychiatrie" im Mittelpunkt äußerst heftiger öffentlicher Kritik. Der Grund hierfür ist nicht schwer zu entdecken - er befindet sich ja mitten im besagten "Psychiatriezentrum".

 

Patienten wollten eine Sendung machen. Sie taten es, aber nicht lange. Denn, so fasst der Schriftsteller Ernst Klee in einem Artikel zusammen, "die Patienten wurden in der Klinik für ihre Teilnahme bestraft, es hat Repressalien gegeben".

 

Schon zuvor gab es Streit. Ein Journalist des bayerischen Fernsehens fertigte eine Dokumentation über den umstrittenen Elektroschock an. Er wählte das "Zentrum der Psychiatrie" als Stätte seiner Filmaufnahmen und Recherchen. Auch in diesem Film kamen Betroffene zu Wort. So berichtete z. B. eine Frau, bei der Elektroschockbehandlung aus therapeutischer Hilflosigkeit erfolgte, dass sie auch nach der Schockbehandlung nicht von einem quälenden Dauerkonzert in ihrem Kopf befreit war, wobei sie eine Melodie des "Zarewitsch" geradezu verfolge. Auch andere Klagen wurden laut, so die eines Virtuosen, der nach der Schockbehandlung nicht mehr Noten lesen kann. Ihm wurde versichert, dass der Gedächtnisverlust nur kurzzeitig sei, er dauert mittlerweile aber schon 11 Jahre. Der im "Psychiatriezentrum" tätige Psychiater Schuster gab im Hinblick auf derartige Behandlungen zu, schon "mehrere Tausend" davon durchgeführt zu haben. Bochnik beteuerte in diesem Zusammenhang, dass eine "böse Irreführung gutgläubiger Menschen" stattfand. Wie könnte es Bochnik auch anders sehen, ohne große Menschenrechts- und Körperverletzungen innerhalb seiner Klinik zugeben zu müssen.

 

Doch mit den angeführten Missständen findet die Reihe der Dubiositäten noch kein Ende. Denn schon wieder erfuhr die Kommission von einem Fall, wo man im "Zentrum der Psychiatrie" daran war, eine Patientin mit Strom zu schocken, ohne deren Einverständnis oder das der Angehörigen ordnungsgemäß einzuholen. In dem Fall informierte die Vertreterin der Patientin, Rechtsanwältin Inge Hornischer Prof. Bochnik, dass sie diese Handlungsweise als einen "rechtswidrigen Eingriff in die körperliche Integrität betrachtet und jedenfalls von allen rechtlichen Mitteln Gebrauch machen werde".

 

All dies war der Kommission bekannt, dennoch stellte sie keine Vermutungen an. Aber nun, da die Professoren Bochnik und Pittrich auf eine Art und Weise reagieren, die dem Anschein nach links und faschistisch orientierten Elementen alle Ehre machen würde, muss sich die Kommission eingestehen, dass bislang nur die Spitze des Eisbergs sichtbar war.

 

Wenn Bochnik und Pittrich wirklich im Recht sind, dann sollen sie die bisherigen Anschuldigungen als haltlos beweisen. Dies geschah bis jetzt jedoch nicht. Vielmehr zeigte sich für die Kommission, dass es eher einer humanen Gesinnung als gewöhnlicher psychiatrischer Fachkenntnis bedarf, um zu erkennen, dass eine Menschenrechtsverletzung vorliegt, wenn eine Mutter nach Elektroschockbehandlung ihre Kinder nicht mehr wiedererkennt. Andererseits ist es jedoch schwer mittels humaner Gesinnung und Tätigkeit ein Einkommen von circa 250 000.-DM im Jahr zu erwirtschaften.

 

Die Kommission befürchtet somit, dass ihre weiteren Recherchen im Bereich des "Zentrums der Psychiatrie" mehr und mehr vom vollen Ausmaß des Eisbergs zutage fördern werden.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.