Kommission fordert Einreise nach Südafrika
München, 21.7.1976
Die Deutsche Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. hat bei der südafrikanischen Botschaft in Bonn interveniert und die südafrikanische Regierung um die Erlaubnis einer Einreise ihrer Vertreter sowie der Deutschen Liga für Menschenrechte e.V. ersucht, um dort geheime, in ehemaligen Minenfeldern gelegene psychiatrische Arbeitslager zu inspizieren, in denen gegenwärtig über 8000 Schwarze zwangsinterniert sind.
Wie die Kommission bekannt gibt, hat der Botschafter Sole, in Bonn ausrichten lassen, dass die südafrikanische Regierung an einer Einreise der Menschenrechtsvertreter nicht interessiert sei, da man dies ohnehin schon den beiden Weltorganisationen "Internationales Rotes Kreuz" (IRK) und der "Weltgesundheitsorganisation" (WHO) angeboten habe.
Die beiden Vereinigungen beschuldigen jetzt den südafrikanischen Botschafter, davon gewusst zu haben, dass die beiden Weltorganisationen keine Untersuchungskommission nach Südafrika entsenden werden, weil sie nach eigener Aussage sich nicht in die politischen Angelegenheiten, wie Apartheidpolitik in Südafrika einmischen wollen.
So erklärte auf eine entsprechende Anfrage bei WHO in Genf, der Pressesprecher, Bovai: "Dr. Mahler, der Präsident der WHO, hat entschieden nicht nach Südafrika zu gehen oder irgendeine Delegation dorthin zu entsenden. Wir werden uns nicht in politische Angelegenheiten einmischen, sondern uns davon soweit wie möglich zurückhalten. Nicht immer ist das möglich."
Auch das Presseinformationsbüro vom IRK ließ durch seinen Sprecher, Mercier mitteilen: "Es gibt darüber keine Entscheidung".
Wie politisch für Südafrika die Existenz dieser Lager ist, zeigte die Vergangenheit. Im Frühjahr hatte eine Publizierung der psychiatrischen Lager bei der südafrikanischen Presse die Pressezensur zur Folge. Ein Gesetz stellte photographische Veröffentlichungen und Skizzen über psychiatrische Einrichtungen unter hohe Geld- und Gefängnisstrafen, falls sie ohne Genehmigung der südafrikanischen Regierung veröffentlicht werden.
- Protest gegen Südafrikanische Verfügung und Pressezensur
- Erster Erfolg durch Protest bei der UNO: Geheime südafrikanische Psychiatrie-Lager sollen inspiziert werden
- Psychiatrielager im Dienste der Apartheid-Politik
- Rotes Kreuz will Südafrikanische Psychiatrie-Lager untersuchen
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.