Misshandlung von Geisteskranken soll verhindert werden
9.2.1976
Kommission für Verstöße der Psychiatrie fordert eine unabhängige Beschwerdestelle.
Nachdem im Waiblinger Altenheimskandal das Urteil gegen die Schwester Helga gesprochen wurde, hat sich die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte entschlossen, eine Umfrage unter der Bevölkerung durchzuführen. Dabei geht es um Fragen, wie Misshandlungen an psychisch Kranken in Zukunft verhindert werden sollen, ob die Briefkontrolle von Seiten der Anstaltsleitung gegenüber sich beschwerenden Patienten verboten und ob eine unabhängige Beschwerdestelle für die Insassen von Heimen und Anstalten eingerichtet werden soll.
Die Kommission geht davon aus, dass das Urteil gegen Schwester Helga in diesem vom Versagen und offenkundigen Versäumnissen der Behörden gekennzeichneten Altenheimskandal den Sorgen und Nöten seelisch Kranker nur wenig nützt. Sie fordert mehr Rechte für die Patienten in Anstalten und Heimen, sowie die Abschaffung, der Briefzensur, die geeignet ist, sich beschwerende Patienten mundtot zu machen. Da das Urteil gezeigt hat, dass neben Schwester Helga die zuständigen Stellen in aller erster Linie versagt haben, fordert sie eine unabhängige Anlaufstelle, welche die Interessen der Patienten in Anstalten und Heimen gegenüber den Behörden vertritt.
Der Fall Helga hat gezeigt, dass kaum einer der Patienten die Zuständigkeit der Behörden für seine Beschwerden kennt, geschweige denn seine Interessen dort durchzusetzen vermag. Die Kommission führt deshalb am Dienstag (10.2.76) die Umfrage unter der Stuttgarter und Waiblinger Bevölkerung durch, um die Meinung und das Interesse der Öffentlichkeit für die Notwendigkeit der Rechte psychisch Kranker zu erkunden. Das Ergebnis will sie dem Kreistag sowie dem Baden-Württembergischen Landtag zuleiten.
- Hilflose Menschen Misshandelt
- Klinikdirektoren kümmern sich nicht um das Los der psychisch Kranken
- Gerichtsurteil Schwester Helga
- Heime und Anstalten sollen ohne Vorankündigung überprüft werden
- Intervention für Selbstschutzeinrichtungen bei psychisch Kranken
- Unterstützung durch SPD-Landtagsfraktion
- Erste Vorstöße bei Heimleitungen und Anstalten
- Beschwerdeinstanz wird zur Farce: Psychiater sind Angeklagte und Richter zugleich
- ABI gegen Rechte für psychisch Kranke?
- Öffentlichkeit hinters Licht geführt
- Menschenrechtskommission geht vor den Landtag: Gesetzliche Verordnungen sollen Briefzensur verbieten
_______________________________________________________
Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.