Mahnruf gegen Psychiatrische Folter
München, den 25.8.76
Anlässlich des jetzt in englischer Sprache erschienenen "Psychiatrie - Handbuch für Dissidenten", das der Biophysiker Wladimir Bukowskij und der Psychiater Semjon Glusman 1974 in sowjetischer Haft verfasst haben, will die in München residierende "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." psychiatrische Vereinigungen zu einer eindeutigen Haltung gegenüber Missbräuchen der Psychiatrie der Sowjetunion veranlassen.
In einem dringenden Appell an die "Deutsche Zentralstelle für Volksgesundheitspflege" in Frankfurt fordert die Kommission die gesamte internationale Psychiatrie-Vereinigung, die "World Federation of Mental Health" auf, umgehend ernstzunehmende und glaubwürdige Schritte gegen jede Art psychiatrische Folter und Zwangsbehandlung bei Andersdenkenden zu unternehmen und öffentlich eine weltweite Verurteilung dieser Praktiken zu verlangen.
Bisher hatte sich die psychiatrische Weltföderation für geistige Gesundheit und ihre deutsche Vertretung in Frankfurt geweigert, dem "politischen Psychiatrie-Terror", so die Kommission in ihrem Schreiben, offiziell eine Abfuhr zu erteilen. Auf den jährlichen Weltkongressen vermied man peinlich die Berufsethik der Psychiater zu berühren, da der internationalen Psychiater-Gemeinde sonst Zerfall und innerer Bruderzwist droht. Die Kommission wirft der Vereinigung vor: "Es ist Sache der Psychiater, dem Missbrauch der Psychiatrie, wo immer er geschieht, entgegenzutreten. Wer das nicht tut, macht sich mitschuldig an den Verbrechen". Vorsichtshalber schickte deshalb die Kommission ein gleichlautendes Schreiben der Weltgesundheitsorganisation in Genf zu, worin sie diese um ihre Unterstützung bat.
In ihrem Schreiben schlägt die Kommission vor, internationale Aktionen gegen die Sowjetunion und jeden Staat zu unternehmen, in denen missliebige Bürger zur Zwangsbehandlung in psychiatrische Kliniken gesteckt werden. Sie fordert die psychiatrischen Organisationen auf, alle jene Psychiater zu erfassen, die sich an Missbräuchen der Psychiatrie zu politischen Zwecken und Anschlägen auf die Gesundheit wehrloser Opfer beteiligen, und sie als Mitglieder auszuschließen, beziehungsweise Standesorganisationen, die die notwendigen Untersuchungen verweigern, zu boykottieren.
- Sowjetischer Psychiatrie-Kritiker und Bürgerrechtler spurlos verschwunden
- An den Präsidenten der Deutschen Zentralstelle für Volksgesundheitspflege
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.