VALDUNA - Chef soll klagen oder zurücktreten

 

München, den 1.9.1976

 

Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. eingeschaltet:

"Der 'Fall Valduna' ist eine Ungeheuerlichkeit!"

 

Durch die Presse wurde jetzt die in München residierende Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., die international mit Schwesterorganisationen in fast allen westlichen Ländern gegen Missbräuche und Verstöße der Psychiatrie ankämpft, auf den Skandal in Valduna aufmerksam. In einem dringenden Gespräch hatte sie den Psychologen und ehemaligen Valduna-Pfleger, Hans Weiss um Einsichtnahme in die belastenden Dokumente und Aufzeichnungen ersucht, die Weiss während seines viermonatigen Pflegerdienstes über die Anstalt Valduna gesammelt hatte. Die Kommission kommt zu dem Schluss: "Der 'Fall Valduna' ist eine Ungeheuerlichkeit und wird weit mehr Konsequenzen nach sich ziehen als bisher angenommen wurde. Hier muss zuallererst eine völlig unabhängige Untersuchungskommission gebildet werden, damit die wirklichen Missstände nicht weiterhin verdeckt bleiben."

 

In einer Pressemitteilung fordert die Kommission den Anstaltsleiter Dr. Simma demonstrativ auf: "Simma soll umgehend Farbe bekennen und Weiss klagen oder aber die Konsequenzen ziehen und zurücktreten, damit die Sache vollständig untersucht werden kann".

 

"In dieser Anstalt wurden Patienten exzessiv geschockt, eine Methode, bei der nach wissenschaftlichen Aufzeichnungen, die die Kommission besitzt, ganze Bahnen von Gehirnzellen zerstört werden und Patienten im Vergleich zu unbehandelten viel häufiger rückfällig werden."

 

Ein Sprecher der Kommission äußerte sich empört über die gesichteten Materialien: "Wenn in faschistischen Staaten Folterer die Genitalien ihrer Opfer schocken, dann 'befreien' sie die Gequälten von ihrer Zeugungsfähigkeit. Wenn Psychiater hierzulande das Gehirn ihrer Patienten schocken, dann soll das vollkommene Freiheit von Gedächtnisinhalten bringen. In dem einen Falle nennt man das "Widerstand brechen", in dem anderen "Heilung aus der Steckdose zur Schaffung eines neuen Ich's."

 

"Allein die Drohung mit einem Schockgerät ist ein Ausüben von 'totaler Kontrolle' und bedeutet eine Disziplinierung der Patienten. Dass dies in Valduna geschehen ist, kann aufgrund der vielen Unterlagen von Herrn Weiss keinesfalls mehr ausgeschlossen werden."

 

Die Kommission hält das Verhalten, das Dr. Simma bei den bisherigen Auseinandersetzungen seinem Beschuldigen Weiss gegenüber an den Tag legte, geradezu für skandalös. Gegenüber der Presse hatte Simma versucht, den Geisteszustand von Herrn Weiss ernsthaft in Frage zu stellen und damit das Unterlassen seiner Klage gegen den Widersacher begründet. Simma: "Vielleicht braucht Weiss auch einmal meine Hilfe...". Die Kommission sieht darin einen gezielten Angriff auf die Integrität der Person Weiss mit Rufschädigung. Sie stellt fest, dass Versuche, Kritiker als unzurechnungsfähig zu erklären, eine kommunistische Taktik im Umgang mit Dissidenten wie in Russland ist und als schierer Imperialismus der Psychiatrie in aller Schärfe weltweit verurteilt gehört. In vielen Protestaktionen musste sich die Kommission bislang schon mit dieser Praxis auseinandersetzen.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.