Sowjetischer Psychiatrie-Kritiker und Bürgerrechtler spurlos verschwunden
München, den 16. 8. 1976
Seit sechs Monaten ist der international bekannte Kritiker sowjetischer Politpsychiatrie und Bürgerrechtler Wladimir Bukowskij spurlos verschwunden und wird seitdem von vielen Freunden totgeglaubt. Dies wurde aus Moskauer Bürgerrechtlerkreisen jetzt bekannt. In Deutschland verlangte deshalb die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. in Protestschreiben an verschiedene sowjetische Behörden umgehende Aufklärung.
Bukowskij, der schon seit 1972 inhaftiert ist, war am 19. Februar in Hungerstreik getreten. Daraufhin soll Bukowskij, entgegen den Erklärungen sowjetischer Behörden, in Einzelhaft verlegt worden sein. Bukowskij wurde seitdem von seinen Haftkameraden nicht mehr gesehen. Auch seine Mutter, Nina Bukowskaja hat keine Briefe mehr von ihrem Sohn erhalten. Als sie am 9. Juli einen Vertreter der Ärztekommission des Wladimir Gefängnisses, in dem man Bukowskij inhaftierte, anrief, hängte dieser sofort ein. Auch Briefe, Telegramme und andere Nachforschungen blieben bei den Behörden bisher unbeantwortet.
Bukowskij war schon vor 1972 mehrere Jahre in psychiatrischen Anstalten als unzurechnungsfähig behandelt worden. Nach seiner letzten Freilassung hatte er Material zu einer Dokumentation über politische Zwangsbehandlungen in psychiatrischen Sonderkliniken gesammelt und veröffentlicht, bis er im Januar 1972 endgültig wegen "Untergrabung und Schwächung der sowjetischen Macht" zu 12 Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde. Die Frage, ob Bukowskij noch lebt, gibt wegen seines Hungerstreiks und dem völligen Stillschweigen der sowjetischen Behörden zu schlimmsten Befürchtungen Anlass.
- An den Präsidenten der Deutschen Zentralstelle für Volksgesundheitspflege
- Mahnruf gegen Psychiatrische Folter
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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.